Dies die Version einer Künstlerkrippe nach Schiestl aus dem Verlag der GDK. Ähnlich den Dürer Krippen, beobachtet man auch bei solchen "nach Schiestl" häufig eine freie Auslegung, weshalb der Zusatz "nach Motiven von..." sich durch die Kataloge der Anbieter zog, wie der sprichwörtliche rote Faden. Dieser Satz wurde in den 1920er Jahren in einer der Kevelaerer Kunstwerkstätten gefertigt und über den Anbieter GDK vertrieben.

 

Als Vorbild für diese hl Familie, welche aus dem Block der Mutter mit Kind und dem einzeln, als Anstellfigur ausgearbeiteten Josef besteht, diente ein Gemälde Schiestls, das ich hier mit der Familie darauf zeige (Quelle des Fotos: Internet). Dort zu sehen, die beschleierte Jungfrau, wie sie sich dem Kinde zuwendet, während Josef, in ein Kapuzengewand gekleidet, das Kind vom Fußende der Holzkrippe her anbetet. Allen Werken Schiestls haftet etwas unterschwellig Naives an, das man auch in den Darstellungen dieser Figuren wiederfinden kann.

 

Die Hirten wurden jenen nach gestaltet, die auf einem weiteren Gemälde Schiestls hier gegenüber gestellt werden (Quelle des Fotos: Internet). Der Hirte mit dem hohen Hut, ist auf dem Gemälde links hinter der Bretterwand, die den Stall zur hl Familie abteilt und hinter der die Hirten sich zur Anbetung versammelt haben, zu sehen. Er wurde recht werkgetreu in ein Modell als Krippenfigur überführt. Den stehenden Hirten mit Bart, erkennt man zumindest dem Gesicht nach, in dem zweiten Hirten von links dargestellt. Der kniende Knabe zur Linken der Krippe mit dem Kind darin, diente als Vorlage für den Flöte spielenden Hirtenjungen in diesem Krippensatz. 

 

Während Hirten, eben so wie die hl Familie, auf diversen Werken Schiestls in unterschiedlichen Darstellungen zu finden sind, kennt man nur ein einziges Werk des Künstlers, das die 3 Weisen zeigt. In der Ausformung der hl 3 Könige hier, darf dann im Vergleich mit dem Bild (Quelle des Fotos: Internet) auch eine sehr freie Auslegung des Motives festgestellt werden.

 

Obwohl Schiestl in seinen Bildern selten Tiere, darunter Ochse und Esel, aber niemals Schafe, zeigt, kommt ein gewöhnlicher Krippensatz aus Gips nicht ohne Schafe und Kamel samt Treiber aus. Diese Figuren wurden ohne wirklichen Bezug zu den Ausgangsmotiven, einfach hinzu sortiert, um die Krippe nach damaligem Verständnis der Anbieter, komplett zu machen. Da Schiestlkrippen im heimatlich- deutschen Milieu angesiedelt sind, findet man in diesen als Gemeinsamkeit zu den Dürer Krippen, auch häufiger ein Pferd anstatt des üblichen Kameles.

 

Der Satz wurde vom Anbieter jedoch inkonsequent zusammengestellt. Da alle Tiere, mit Ausnahme der Schafe, freistehende Beine aufweisen, hätte GDK hier auf eine, hauseigene Modellreihe von Schafen zurück greifen können, die ebenfalls freistehende Tiere zeigt. Positiv fällt hingegen auf, dass alle Tiere, einschließlich Ochs´& Esel, maßstabsgetreu ausgearbeitet wurden, was in Krippensätzen grundsätzlich keine Selbstverständlichkeit ist. Ich habe diesen Satz in gebrauchten Zustand mit den üblichen Beschädigungen, die das Alter nun einmal zeitigt, für meine Sammlung gekauft und restauriert. Wie üblich wurden dabei kleinere, "versteckte" Mängel belassen, um die lange Lebensspanne der Stücke dokumentiert zu sehen. Die etwas "auffällige" Nase der hl Maria ist dabei keine Panne im Zuge Restaurierungsarbeiten, sondern tatsächlich original erhalten.  Im Anschluss wird dieser Krippensatz ein weiteres Mal vorgestellt, allerdings mit etlichen Fremdmodellen (Esel, Schafe) und ohne den Gloriaengel.

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