An dieser Stelle zeige ich Ihnen einen weiteren Dürer Satz. Es handelt sich um ein Fabrikat der Firma FW in 16 cm Kollektionsgröße. Die Modelle lehnen sich nur leicht an die gemalten Vorbilder Dürers an, sind aber wunderbar ausdrucksvoll. Auf den ersten Blick als besonders erkennbar: die Polychromie. Die Gewänder sind in elfenbeinfarbenen Tönen gehalten, lediglich durch goldene Applikationen abgesetzt. Alle Haut-, Haar- und die Gesichtspartien sind naturalistisch bemalt und sorgen dafür, dass die Stücke nicht „kalt“ oder „steril“ wirken. Diese Art der Polychromie ist sporadisch nach dem 2. Weltkrieg zu beobachten gewesen und trug zwei Zeichen der damaligen Zeit Rechnung- Materialknappheit und Abwendung vom „minderwertigen“ Gips hin zu hochwertigen, ja wertvollen Materialien. Was die Materialknappheit angeht, so ist belegt, dass Auftraggeber gebeten wurden, die zur Ausführung ihrer Aufträge benötigten Rohstoffe selbst zu besorgen und der Gipsfabrik zur Verfügung zu stellen. Es existieren den Auftraggebern ausgehändigte Materiallisten, die detailliert aufzeigen wie viel Gips für die gewünschte Menge und Art an Figuren benötigt wurde. Außerdem wurde darum gebeten- sofern möglich- den Gips in einer bestimmten, guten Qualität zu besorgen. Auch Farben standen nicht in jeder Art und Menge zur Verfügung, so dass man lernte sich zu behelfen. Die Polychromie im Stil wertvoller Porzellanfigurinen zu gestalten, kam aber zusätzlich dem Wunsch der Käuferschaft nach dauerhaften und wertigen Materialien entgegen, die mit wachsendem Wohlstand bald im Trend lagen und Pappmaschée und Gips zu verdrängen begannen. Für den schmalen Geldbeutel boten Gipsfiguren mit dieser Polychromie zumindest die Illusion von edlem Porzellan und immerhin die Chance eine modern aussehende Krippe zu besitzen.